Der Unternehmer, mein Hirte?

Unternehmer

Das d1g1tal AGENDA Team macht sich Gedanken über Digitalisierung zum Ende der Karwoche.

KIRCHHEIM B. MÜNCHEN / BADEN-BADEN, Ostern 2025 (bv). Die Interpretation „Jesu, mein Hirte“ des Psalms 23 aus der Bibel bringt zum Ausdruck, dass Gott uns Menschen wie ein Hirte umsorgt. Der Psalm ist einer der bekanntesten und beliebtesten Texte der Bibel. Er verspricht, dass wir im „Haus des Herrn“ wohnen und dass wir Jesus als unseren Hirten betrachten dürfen. Diese Aneinanderreihung präsentiert uns eine KI bei einer Google-Abfrage auf ein entsprechendes Prompt. Und damit wären wir schon bei unserem eigentlichen Thema: Die (kühne) Assoziation mit dem Unternehmer in Rolle als Hausherren und Hüter seiner Mitarbeitenden im Zeitalter von maschinellem Lernen, Prozessautomation, und Algorithmen. Der Leser möge es verzeihen, dass wir diese Parallele gerade kurz vor Ende der Karwoche bemühen. Aber Ostern bedeutet den Höhepunkt des protestantischen Kirchenjahrs und KI möglicherweise die Wiederauferstehung der menschlichen Kreativität. Wie das?
Die FAZ vom 15. April 2025 macht sich Gedanken über Fakten, die im Buch „Feeding the Machine – The Hidden Human Labour Powering AI “ von den US-amerikanischen Wirtschaftswissenschaftler James Muldoon et al. zusammengetragen wurden. Es geht um „Sklavenarbeiter“ in Afrika, die unablässig Videos und andere Webinhalte kodieren, damit diese über Prompting von einer KI auch gefunden werden können.
Zitat aus einer Buchrezension zu „Feeding the Machine“: „Silicon Valley hat uns die Illusion verkauft, künstliche Intelligenz sei eine reibungslose Technologie, die der Menschheit Wohlstand und Prosperität bringen wird. Doch unter dieser glatten Oberfläche verbirgt sich die düstere Realität einer prekären globalen Belegschaft von Millionen, die unter oft entsetzlichen Bedingungen schuften, um KI zu ermöglichen. Dieses Buch präsentiert eine dringende, fesselnde Untersuchung des komplexen Netzwerks, das ein [ersetzt: resourcezehrendes, Anm. d. Red.] System aufrechterhält, und enthüllt die unausgesprochene Wahrheit über KI. Basierend auf Hunderten von Interviews und Tausenden von Stunden Feldforschung über mehr als ein Jahrzehnt beschreibt „Feeding the Machine“ das Leben der bewusst verborgenen Arbeiter und die Machtstrukturen, die ihre Zukunft bestimmen.“ Die FAZ geht noch einen Schritt weiter und fragt, ob es sich lohne, als Investor sein Geld Deeptech-Startups mit hoch bezahlten Jungunternehmern zu geben, oder lieber doch in schlecht zahlende Dienstleister in Afrika zu investieren. Beide Optionen dienen den KI-Algorithmen, aber es bleibt die Frage, wo mehr Marge zu machen ist. Zu Nachdenken regt auch dieser Blogbeitrag an.

Seine Schäflein zusammenhalten in der Industrie

Zurück zur Frage: „Der Unternehmer, mein Hirte?“. Gerade mittelständische Unternehmerfamilien sind für Verantwortungsbewusstsein gegenüber den eigenen Mitarbeitern, der Umwelt und für ihre weltoffene ethische Grundhaltung bekannt. Doch auch sie müssen sich einer Make-or-Buy-Entscheidung gegenüber KI stellen: Neue Mitarbeiter einstellen, die sich an KI und Digitalisierung versuchen, oder Algorithmen beziehungsweise externe Dienstleistung einkaufen, die zu automatisiert ablaufenden End-to-End-Prozessen führen? Antworten auf die Frage lotet die aktuelle Ausgabe von 1/2025 von d1g1tal AGENDA Magazin am Beispiel des digitalen Zwillings aus.
Es gilt, zwei Fakten festzuhalten. Die moderne Bibelforschung geht davon aus, dass Jesus nicht am Kreuz sterben wollte. Hinzu kommt, dass die Schriften in der Bibel zu einer Zeit geschrieben wurden, in der weder Computer existierten, noch auch nur ansatzweise das Potenzial von KI zur Diskussion stand. Heute müssen wir nicht unser Haupt von einer KI ans Kreuz schlagen lassen. Allerdings wäre es schon sehr naiv, sich bedingungslos einem Göttlichen anzuvertrauen und der damit verbundenen Gewissheit, eine höhere Macht werde es schon richten. Wir sind kreativ, klever – und reich. Also nicht mehr arm und unschuldig, wie es die christliche Lehre reflektiert. Die KI fordert uns heraus, uns von der Existenzidee eines Schafes zu emanzipieren – viele, die während einer Wegkreuzung auf ein Smartphone gedankenverloren blicken, scheinen immer noch dieses Gottvertrauen aus vergangenen paradiesischen Zeiten zu haben. Wir müssen uns unserem neuen Menschsein stellen: Die künstliche Intelligenz ist zu einem mächtigen Sparringspartner der natürlichen geworden. Mehr dazu lotet unser neues Veranstaltungsformat d1g1tal DEPARTURE aus.

Unser Beitragsbild zeigt die Kreuzabnahme von Rogier van der Weyden (ca. 1400 bis 1464), Museo del Prado, Madrid

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