Führende Konferenz findet am 13. und 14. November 2024 im Congresszentrum in Marburg (Lahn) statt.
Auf einer vom VDI (Verein Deutscher Ingenieure) am 30. Mai 1978 in Stuttgart organisierten Tagung wurde die Simulation eines zufälligen Absturzes eines Kampfflugzeugs in ein Atomkraftwerk vorgestellt. Deutsche Automobilhersteller wurden dabei auf die Möglichkeit aufmerksam, diese Technologie zur Crash-Simulation zu nutzen. Und im Herbst 1985 wurde auf einem User Meeting von Cray in Montreal der Vergleich zwischen der Simulation des Frontalcrashes eines VW Polo mit Fotoaufnahmen eines physischen Crashtest aus dem Jahr zuvor präsentiert. Bereits wenig später wurden die ersten Menschmodelle für digitale Crashversuche von Peugeot simuliert.
Die traumatomechanische Forschung an Leichen – Dummys mussten ja kalibriert werden – geriet im November 1993 in die Schlagzeilen, als die Bildzeitung „in teilweise stark verfälschender und tendenziöser Weise“ über Crashtests mit Leichen am Institut für Rechtsmedizin der Universität Heidelberg berichtete. Von derart problematischer Berichterstattung wollte freilich die Industrie wegkommen, investierte daher nachhaltig in die digitale Menschmodellierung, um Verletzungen und ihre Ursachen genauer zu verstehen.
Besonders wegweisend ist THUMS (Total HUman Model for Safety), ein digitales passives Menschmodell zur Erforschung des menschlichen Körpers unter Stoßbelastungen. Es wird seit 2000 von Toyota weiterentwickelt, sodass auch Modell-Updates und neue Versionen regelmäßig verfügbar sind.
Inzwischen werden auch aktive menschliche Körpermodelle (AHBMs) zur Vorhersage der Bewegungen der Fahrzeuginsassen in Pre-Crash-Szenarien verwendet. Sie sind für die Sicherheit autonomer Fahrzeuge, insbesondere bei kritischen Manövern, von entscheidender Bedeutung.
Leitkonferenz zur Menschmodellierung und Simulation im Automobilbau
Der Einsatz von digitalen Menschmodellen in den Bereichen Sicherheit, Komfort und Ergonomie kann die Einschränkungen überwinden, die durch den Einsatz echter Menschen (eben auch Leichen) oder ihrer mechanischen Stellvertreter (Dummys) entstehen. Sie ermöglichen eine weitere Optimierung von Automobildesigns. Darüber hinaus eröffnet die Menschmodellierung und Simulation die neue Ära des virtuellen Testens zur Sicherheitsbewertung und Homologation.
Human Modeling and Simulation – Fokusthemen 2024
Autonome Fahrzeuge werden den Passagieren erhebliche Komfortvorteile bringen. Die Sicherheit alternativer Sitzpositionen darf jedoch nicht beeinträchtigt werden. Die Menschmodellierung und Simulation ist derzeit die einzige Technologie, die die Bewertung des Insassenschutzes für neue Fahrzeuginnenarchitekturen mit flexiblen Sitzanordnungen ermöglicht.
Das 10. Internationale Symposium zur Menschmodellierung und Simulation im Automobilbau von carhs zielt darauf ab, den Dialog zwischen Forschern, Softwareentwicklern und industriellen Anwendern von Menschmodellen fortzusetzen und voranzutreiben. Vorträge renommierter Forscher, Softwareentwickler und industrieller Anwender aus der ganzen Welt zur biomechanischen Forschung, digitalen Menschmodellierung und deren Anwendung im Automobilbau garantieren eine einzigartige und hochrelevante Konferenz.
Es werden zu dem hybriden Konferenzformat 110 Teilnehmer aus der ganzen Welt erwartet, wobei rund 80 vor Ort im Congresszentrum Marburg (Lahn) sein werden. Es werden 3 Papers zur aktiven und 10 zu passiven Menschmodellierung präsentiert. Dabei geht es unter anderem um spannende Fragen, wann Simulationen von Menschmodellen für die Crash-Zertifizierung gemäß Euro NCAP zugelassen werden. Oder: Welchen Einfluss maschinelles Lernen und künstliche Intelligenz auf die Menschmodellierung haben.
Der renommierte Konferenzausrichter und Wissensvermittler carhs GmbH aus Alzenau befasst sich intensiv mit dem Thema seit mehr als einem Jahrzehnt. Die erste Veranstaltung zu Digital Human Modeling fand im Rahmen der SafetyWeek 2007 statt. Diesmal werden bei einer kompakten Redezeit von jeweils 15 Minuten an zwei Veranstaltungstagen 40 Vorträge geboten. Der Teilnehmer kann sich also sicher sein, nicht von langatmigen Einführungen, generiert über ChatGPT, gelangweilt zu werden. Viel mehr gehen die Redner gleich medias res. Dafür bleibt mehr Zeit für die Q&As im Anschluss.
Literatur
(1) www.esi-group.com/cn/pam-crash
(2) www.klinikum.uni-heidelberg.de/fileadmin/inst_rechts_verkehrsmed/pdfs/fp_dummy.pdf
www.carhs.de/en/human-modeling-program.html