Lasst uns nicht unsere Zukunft vergraulen

Am letzten November Wochenende 2017 fand in Hannover auf Einladung der Deutschen Messe AG die sogenannte Hackvention statt – ein Hackathon für das Thema VR/AR. Für alle, die jetzt schon davor stehen aus diesem Artikel austeigen zu wollen, hier kurz eine Erklärung: AR/VR steht für Augmented Reality und Virtual Reality. Beides sind Technologien, die versuchen, die reale Welt mögichst realistisch virtuell abbilden zu wollen. Einsatzgebiete dafür gibt es zuhauf: vom Serviceeinsatz über Entwicklung und Produktion bis hin zu Training und Marketing. Und Hackathons sind Veranstaltungen, bei denen meist junge Softwareentwickler versuchen, gemeinsam innerhalb weniger Stunden eine Aufgabe zu lösen. Und das in der Regel freiwillig und extrem engagiert.

Bei der Hackvention in Hannover ging es konkret darum, Ideen von Unternehmen wie Talanx, Daimler oder Unifloor, oder eigene Vorschläge innerhalb von 48 Stunden umzusetzen. Alle diese Ideen hatten dabei einen Bezug zu einem Themenfeld im Bereich von AR oder VR. Teilweise sehr industrie- und umsetzungsnah, teilweise eher experiementell und forschungsintensiv. Aber immer spannend, zukunftsweisend und anspruchsvoll. Und vor allem lehrreich. Aber das weniger für die angereisten Studenten, als vielmehr für die teilnehmenden Unternehmen. Und ein Lehrstück dafür, wie wir es leider schaffen werden, unsere eigene Zukunft zu vergraulen.

Lasst uns nicht unsere Zukunft vergraulen

Wir von paprfloor hatten die Chance mit einer Idee an diesem Hackathon teilnehmen zu dürfen und konnten dabei aus erster Hand erfahren und erleben, woran die deutsche Diskussion um Zukunftsfähigkeit, Digitalisierung und New Work krankt. Denn, wenn man die dort anwesenden Studenten als Beispiel für das deutsche Bildungssystem nimmt, dann bräuchte man eigentlich keine Angst zu haben. Es waren durchweg extrem gut ausgebildete, sehr angagierte, lernwillige und aufgeschlossene Menschen, mit denen es Spass gemacht hat, drei Tage zu verbringen. Und sie waren selbst den erfahrenen unter den Teilnehmern teilweise technisch weit voraus. Mit diesem Menschen ein Unternehmen gründen, würde sehr wahrscheinlich den so oft gelobten amerikanischen Gründern Angst machen. Warum hat Deutschland dann aber dieses Problem mit der Zukunft?

Es ist ganz einfach: Wir haben als Unternehmer und Unternehmen nicht das Vertrauen, diesen Menschen Verantwortung zu geben und ihren Lösungswegen zu folgen. Wir veranstalten mit ihnen Hackathons, gründen Innovationsabteilungen und digitale Units, die wir mit allen möglichen Schnick-Schnack ausstatten. Aber wir denken nicht im geringsten darüber nach, wofür sich diese Zielgruppe wirklich begeistert. Und wir legen ihnen Steine in Form von Prozesse, Formularen und Abstimmungen in den Weg und verwässern mit unserer Skepsis jede noch so gute Idee.

Wir haben dort eines gelernt: Lasst die Jungen einfach machen. Ihr Weg mag nicht der unsere sein, aber er führt zu Ergebnissen und das schnell und realistisch. Lasst die Dinge sich entwickeln und denkt nicht immer zuerst an das Ziel oder Ergebnis. Oftmals ist das beste Ergebnis nicht das, was wir vorher gedacht haben, sondern das Ergebnis, das in einem kreativen Prozess entstanden ist. Und gebt ihnen Vertrauen, Freiraum und die Möglichkeit zu arbeiten, wie und wann sie wollen. Vergesst jede Form von Formalismus, wie Zeiterfassung. Sie alle sind in der Lage selbst über ihr Leben und Arbeiten zu bestimmen und machen das mit Begeisterung. Und die wahrscheinlich eindrücklichste Erfahrung. Egal wie fit wir uns in Technik halten, die Welt ist viel weiter, als wir uns vorstellen können. Und wenn wir nur ein bißchen Anschluss halten wollen, dann sollten wir langsam aus unserem Schneckenhaus heraus kommen.

Übrigens wurden alle eingereichten Ideen mit mindestens einem funktionierenden Prototypen beendet. Mindestens die Hälfte davon ließen sich mit wenig Aufwand in funktionierende verkaufbare Produkte überführen, die auch industrielles Potential haben. Unsere Idee einer AR-basierten Navigation in großen Märken und Lagern hat zwar leider nicht einen der begehrten Preise gewonnen, aber wir haben dort so ganz nebenbei eine neue Marktnische entdeckt und sie gleich mal ausprobiert. Mehr dazu unter: www.print-your-own-floor.com.

P.S. Noch ein kleiner Tipp für alle Recruiter. Vergesst Stellenanzeigen. Mit denen findet man vielleicht die Mitarbeiter, die man will, aber nicht die, die man braucht.

 

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