Dassault Systèmes lud zu 3DExperience-Konferenzen in den Mittleren Osten der USA ein. Vieles war gewohnt an der Präsenzveranstaltung, doch manches war so ungewöhnlich neu: So gab es diesmal gleich zwei Konferenzen, 3DExperience World und 3DExperience Forum.
NASHVILLE, US-Bundesstaat TENNESSEE, 17. Februar (bv). Endlich war es wieder so weit. Der jährliche US-Megaevent von Dassault Systèmes konnte wieder wie gewohnt als Präsenzveranstaltung stattfinden. Anders als in den Jahren vor Corona jedoch fanden gleich zwei Veranstaltungen gleichzeitig statt in der Music City Hall der bekannten Künstlermetropole mit ihren vielen Music Clubs und derben Hongy Tonk Bars: Der By-Invitation-only Event 3DExperience Forum und die Großveranstaltung 3DExperience World, die im hybriden Format rund 10.000 Teilnehmer virtuell und an die 4.000 vor Ort vereinte.
Die eindeutig exklusivere Veranstaltung freilich war das 3DExperience Forum mit offiziell 359 Teilnehmern, davon 272 Kunden, 12 Prospects (mögliche Neukunden) und 75 Partner. Getrennt hatte dieser Großkundenevent ein Stockwerk Differenz(vierter Stock beziehungsweise dritte, auf dem die 3DExperience World stattfand). Kurzfristig wurde den Journalisten vor Ort der Zugang zum exklusiven 3DExperience Forum gewährt, über das noch zu berichten sein wird.
„Solidworks und die Portfoliolösungen von 3DExperience Works ermöglichen es Innovatoren auf der ganzen Welt, zusammenzuarbeiten und sinnvolle Anliegen, Ziele und Visionen über Networking zu teilen, die den Einfluss des Einzelnen auf Innovation und die Schaffung von Arbeitsplätzen sowie seinen Beitrag zu einer gesunden und nachhaltigen Wirtschaft verstärkt“, war im offiziellen Einladungsschreiben zur 3DExperience World zu lesen. Damit war der inhaltliche Rahmen des viertägigen Programms vorgegeben. Die Agenda thematisierte neueste technologischen Fortschritte, aber auch Emotionen und kreatives Unternehmertum. Leitvorträge von Vordenkern, mehr als 320 Technical Sessions und 30 Meetings, Zertifizierungsmöglichkeiten und Partner Pavillion („Play Ground”), regten an zum Voneinanderlernen und den Meinungsaustausch mit Gleichgesinnten.
Neues Drehbuch, bekannte Gesichter
Wie bereits erwähnt, wurde das Drehbuch diesmal neu geschrieben. So sah die Dramaturgie vor, dass als erster Senior Vice-President 3DExperience Works bei Dassault Systèmes (DS), Gian Paolo Bassi, die Bühne der 3DExperience World am ersten Veranstaltungstag betrat. Manish Kumar, der neue CEO von Solidworks musste warten. Der seit sieben Jahren erfolgreiche CEO von Solidworks Gian Paolo Bassi leitet als Executive Vice President die 3DExperience-Works-Organisation von Dassault Systèmes. Manish Kumar, der seit 2018 Forschung und Entwicklung von Solidworks verantwortlich ist, wurde im vergangenen Jahr CEO von Solidworks ernannt und ist damit im Team von Bassi tätig. Das 3DExperience-Works-Portfolio ist seit 2019 auf dem Markt.
Gian Paolo Bassi (rechts) mit Fabio Pizzato von e-novia auf der Bühne
Bassi betonte bei der Auftaktrede, man solle groß denken, aufmerksam zuhören und stets online sein, um zu lernen. Außerdem: „Wissen ist nicht so wichtig wie die eigene Vorstellungskraft – nur die eigene Vorstellungskraft kennt keine Grenzen.“ Die Solidworks Community sei das größte Design-Ökosystem in der Welt – laut dem SVP: „The true imagination engine.“
Er sprach den Zusammenbruch von globalen Lieferketten an und wies darauf hin, dass dies in Verbindung mit dem Fachkräftemangel aller Orten und steigenden Rohstoffpreisen zu einer toxischen Mischung geführt habe. Nur die richtigen Technologien basierend auf Plattform-Ansätzen helfen da weiter, darüber sind sich führende Analysten einig. Plattformen erzeugen die notwendige Transparenz bei der Entscheidungsfindung und sie können zum Beispiel über maschinelles Lernen Fakten der Realität in geeigneter Weise mit der virtuellen Welt verbinden. So ließen sich auch Design-Ideen auf ein neues Niveau heben. „Die 3DExperience Platform hat sich als die richtige Wahl erwiesen, mit einem hohen Maß an Resilienz und Flexibilität die Marktanforderungen zu erfüllen, wobei der digitale Zwilling nicht nur dazu dient, neue Dinge zu repräsentieren, sondern auch dazu, mit den damit verbundenen Innovationen das Leben insgesamt zu verbessern. Die Kreislaufwirtschaft ist in ein wesentlicher Teil von Nachhaltigkeitsbetrachtungen. Das bedeutet auch, dass wir uns verändern müssen: Von Konsumenten hin zu Anwendern.“
Bassi bat seinen Landsmann Fabio Pizzato von e-novia auf die Bühne. e-novia versteht sich als „Unternehmensfabrik“, in der Ideen in Produkte verwandelt werden, Forscher zu Unternehmern werden und Startups zu soliden Unternehmen. Der Inkubator mit Sitz in Mailand besteht aus 175 Talenten, 250 Unternehmen, in die investiert wird, und mehr als 30 unternehmerischen Projekten, die auf rund 40 Patenten basieren. e-novia wurde 2011 gegründet und wurde mit der Einführung der 3DExperience Platform neu strukturiert, und zwar in dem Sinne, sodass jetzt sehr viel kollaborativer zusammengearbeitet werden kann also zuvor, unter anderem deswegen, um vom Wissen der betreuten Startups zu profitieren.
Pizzato nutzte die Gelegenheit, ein Gerät von Weart zu erklären, über haptische Technologien und Zukunftsvisionen zu sprechen. Weart stellt sogenannte Wearbles und andere portable, vernetzte Geräte her.
Um noch mehr Nachhaltigkeit ging es beim Vortrag von Salvador Garcia, Chief Revenue Officer (CRO) von Ocean-based Climate Solutions, den Bassi im Anschluss auf die Bühne bat. Garcia erläuterte das sogenannte Ocean Upwell: Es beschreibt das Phänomen, dass aus den Tiefen des Ozeans kaltes Wasser an die Wasseroberfläche aufsteigt. Das Oberflächenwasser wird dabei durch nährstoffreiches Wasser ersetzt, das von unten nach oben quillt. Die Bedingungen für den Auftrieb an der Küste sind optimal, wenn Winde an der Küste entlang wehen. Dieser Prozess ist verantwortlich für die großen Fischbestände, zum Beispiel vor der kalifornischen Küste. „Blaues Wasser ist zwar sehr schön, aber es ist tot. Grünes Wasser indes ist voller Leben“, sagte Garcia.
Die Technologie von Ocean-based Climate Solutions („Ocean Upwelling Pumps“) nutzt die kinetische Energie der Meereswellen, um das nährstoffreiches Meerwasser aus der Tiefe an die Oberfläche zu bringen. Dabei löst sich mehr Kohlendioxid (CO2) aus der Luft im Wasser. Dieses CO2 kann dann von winzigen Pflanzen (Phytoplankton) genutzt werden. Phytoplankton ist so etwas wie das Gras des Ozeans; es nutzt CO2 und Sonnenlicht zur Energiegewinnung (Fotosynthese). Wenn sie wachsen, bilden sie Fischfutter. Der CRO: „Durch den künstlich erzeugten Auftrieb können wir dazu beitragen, mehr Nahrung für die Meeresbewohner zu schaffen und gleichzeitig die CO2-Menge in der Luft zu verringern, was gut is für unseren Planeten ist.“,
Ocean-based Climate Solutions nutzt 3DExperience Works seit langem. „Seit dem es in der Cloud verfügbar gemacht wurde, gibt es nicht mehr die Bürde einer komplexen Hardware-Infrastruktur, die betrieben werden muss. Somit haben wir unkompliziert Zugang zu Weltklasse-Applikationen“, beendete Garcia seine Präsentation.
Solidworks bekommt Cloud-Zugang
Im Anschluss daran machte Bassi eine Ankündigung in eigener Sache: Vom 1. Juli 2023 an werden mit jeder Lizenz von SolidWorks Cloud-Services angeboten – allerdings steigt damit auch der Lizenzpreis. Laut dem SVP will man damit jedem die Chance geben, den Wert der 3DExperience Platform für sich zu entdecken. Zum gleichen Zeitpunkt wird zudem die Möglichkeit freigeschaltet, dass ein lizenzierte Anwender sein Design mit jedem anderen in Welt teilen werden kann, ohne dass der andere dafür eine Lizenz benötigt. Man will damit die Barrieren senken für den Zugang zur Plattform, so der Manager.
Weitere Berichte über die 3DExperience World 2023 folgen.