MES im Dienste der Menschheit

HOCKENHEIM, Ende September. Zum sechsten Mal traf sich die Fertigungsbranche aus dem deutschsprachigen Raum, um sich über neue Technologien und Methoden der Produktivitätssteigerung auszutauschen. Dabei hat sich wieder einmal mehr das „Forum Effektive Fabrik“ als eine optimale Kombination aus Fachvorträgen, praxisnahen Anwenderberichten und persönlichem Erfahrungsaustausch präsentiert. Professor Jürgen Kletti, geschäftsführender Gesellschafter des Veranstalters, der MPDV Mikrolab GmbH mit Sitz in Mosbach, wies in seiner Eröffnungsrede auf die Tatsache hin, dass in der Metallbranche spärliche zwei bis vier Prozent an Renditen erwirtschaftet werden. Gerade in der Fertigung sei aber noch sehr viel Potenzial, das es zu heben gelte, um die Erträge zu erhöhen. Kletti sagte zudem, dass infolge der Aktivitäten rund um Industrie 4.0 inzwischen MES nicht nur große Aufmerksamkeit geschenkt würde, zunehmend MES auch in engem Zusammenhang mit PLM und ERP gesehen werde.
Als weiterer Sprecher folgte Professor Ernst Ulrich von Weizsäcker (unser Bild). Der Biologe, Umweltaktivist und SPD-Politiker thematisierte die Bedeutung von Ressourceneffizienz. Von Weizsäcker sagte, dass die Menschheit im Wesentlichen mit zwei Problemen konfrontiert sei: Knapper werdende Ressourcen und mit einem Nachfrageschub, insbesondere aus Asien. Zwar seien Rohstoffen noch in ausreichenden Mengen vorhanden, jedoch könnten diese nur mit „viel Schmutz“ gewonnen werden. Von Weizsäcker forderte, dass die wohlhabenden Gesellschaften dieser Erde zwei Drittel weniger Energie verbrauchen müssten. Auch bestehe Handlungsbedarf beim Recycling. Nach Erhebungen des Club of Rome werden nur ein Prozent aller Edelmetalle aus Abfällen wieder gewonnen und weiterverwendet.
Es folgte Jochen Schuhmacher von MPDV Campus, einem eigenständigen Unternehmensbereich, der unabhängige Beratungsdienstleistungen rund um die Digitale Fabrik anbietet. Schuhmacher unternahm eine Wanderung hin zur perfekten Produktion. Sie bestand aus insgesamt sechs Etappen:

1. Etappe: Status-quo-Analyse in der Fertigung. Hierzu sei eine Wertstromanalyse empfehlenswert (KPI-Analyse). Das Projekt sollte intern an die Mitarbeiter kommuniziert werden.
2. Etappe: Verschlankung der Produktionsprozesse („Lean Production“). Allerdings, so warnte Schuhmacher, sei man damit noch längst nicht am Ziel.
3. Etappe: Lean Production mit IT unterstützen. Hier kommt erstmals MES ins Spiel. Schuhmacher zeigte den interessanten Vergleich von Datenerfassung und -auswertung einmal ohne und einmal mit MES.
4. Etappe: Schlanke Planungsabläufe („Lean Planning“), um Transparenz in der Fertigungsplanung zu erhalten. Die Auswirkung von Änderungen lassen sich sofort erkennen.
5. Etappe: Prozessorientierte Kennzahlen. Sie seien für jedes Unternehmen individuell („Manufacturing Scorecards“), sagte Schuhmacher.
6. Etappe: Gelebtes Verbesserungswesen. Erst wenn auch diese Etappe erreicht ist, kann man den Einstieg in Industrie 4.0 wagen. Sonst werden nur weitere „Inseln“ in das Unternehmen getragen, warnte Schuhmacher. Diese können zu Effizienzbrüchen führen.

Mit seinem Vortrag „Nachhaltig effizienter produzieren – MES als Säule für Industrie 4.0“ zeigte schließlich Rainer Deisenroth, Vice President Sales und Marketing bei MPDV, auf, wie Fertigungsunternehmen mit MES die ersten wirkungsvollen Schritte in Richtung Industrie 4.0 gehen könnten. Dabei lichtete Deisenroth den Innovationsnebel und erklärte, wie die zunehmende Vernetzung in der Fertigung und der Einsatz von integriertem MES zu mehr Transparenz und Produktivität führen.

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