Beschreibung
Native Formate, Immigranten und die Suche nach der neuen Heimat
Editorial der d1g1tal AGENDA Ausgabe 2020/04
Laut Bundesministerium für Arbeit und Soziales lebten in Deutschland 2018 rund 20,8 Millionen Menschen mit Migrationshintergrund. Weit größer ist die Kohorte der Babyboomer (der geburtenstarken Jahrgänge von 1955 bis 1969) in Deutschland – sie umfasst mindestens 50 Prozent an der Gesamtbevölkerung von derzeit 83 Millionen. Es sind Menschen, die erst später ins Digitale zugewandert sind und viel von ihren Kindern, allesamt Digital Natives, im (lässigen) Umgang mit Smartphones und Social Media gelernt haben. Die Corona-Pandemie indes hat wie ein Nachbrenner gewirkt, der dazu führte, dass auch die Best Ager (oder Generation Silver) virtuos mit Videochats umzugehen lernten.
Beide Begriffe, Digital Natives und Digital Immigrants, wurden von dem US-amerikanischen E-Learning-Guru Marc Prensky geprägt, der diese Einteilung bereits 2001 einführte. Als Digital Natives bezeichnet Prensky jene Menschen, die in die digitale Welt mit ihrem ständigen Mitteilungsbedürfnis via Smartphones, Facebook, Instagram & Co. hineingeboren wurden und den Umgang damit als selbstverständlich betrachten. Digital Natives, oder auch: Generalisten, gerade einmal 20 Lenze zählend, versuchen eine Aufgabe erst einmal mit digitalen Techniken zu lösen, sind Multitaskingspezialisten und meiden das persönliche Gespräch mit Kollegen oder Vorgesetzten. Digital Immigrants dagegen wurden erst im Erwachsenenalter mit der Digitalisierung konfrontiert und verstehen unter Digitalisierung in der Hauptsache die Suche mit Google, Onlinebuchungen und neuerdings sogar – der Corona-Krise sei Dank – Video-Chatting. Auf Seite 86 in dieser Ausgabe berichten wir über den Stand der Digitalisierung und des Ingenieurarbeitsplatzes der Zukunft, der sich derzeit noch in einem virtuellen Prototypenstadium befindet.
Auch das Porträt des Daimler-Großvorhabens „PDM 2020“ ab Seite 68 passt in dieses Bild. Es thematisiert den Einfluss von datengetriebenem Lernen auf die Organisation und ihre End-to-End-Prozesse – übrigens ebenso wie der Beitrag über Systems Engineering und Messdatenerfassung für IIoT-Anwendungen speziell im Maschinen- und Anlagenbau auf Seite 53.
Den aufwendigen Freigabeprozessen für so manche Be- richterstattung in diesem Heft ist es zuzurechnen, dass Sie über Gebühr lange auf die Lektüre dieser Ausgabe warten mussten. Für diese Geduld bedanken wir uns ganz herzlich, wohl wissend, dass die Messlatte für Verspätungen bei ehrgeizigen Projekten eigentlich in ganz anderen Sphären liegt – auf die Fertigstellung der Kombilösung (U-Bahntunnel unter der Fußgängerzone im Zentrum) in Karlsruhe warten wir immer noch, und BER ist zwar jetzt in Betrieb, aber so wirklich braucht ihn die Geschäftsfliegerei nun auch nicht mehr.
Viel Vergnügen bei der Lektüre!
Ihr d1g1tal AGENDA Team
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