Beschreibung
Virtual first
Editorial der d1g1tal AGENDA Ausgabe 2022/02
BADEN-BADEN, September (bv). Nach zwei Jahren Pandemie haben sich die Messeveranstalter neu sortiert – mit mehr oder minder überzeugendem Erfolg. Nehmen wir das „Green-Field-Projekt“ Hannover Messe 2022 im Jahre eins nach Covid-19 als Beispiel. Es ist deutlich kleiner geraten als in den Jahren vor 2020 – und es hat sich gezeigt, dass die Idee einer branchenübergreifenden industriellen Leistungsschau auf der grünen Wiese kritisch hinterfragt werden sollte: Die Wege sind lang, die Infrastruktur ist aus einer anderen Zeit und die Integration einer virtuellen Präsenz lausig inszeniert. Allzu offensichtlich war der Wunsch des Veranstalters, an die guten alten Zeiten anknüpfen zu wollen. Diese alten Zeiten mit ihren spektakulären Auftritten eines Barack Obama oder einer Angela Merkel auf dem Messegelände sind freilich vorbei. Man merkt, dass Bundeskanzler Olaf Scholz mit den gegenwärtigen weltpolitischen Ereignissen an anderer Stelle mehr als gut zu tun hat und internationale Wirtschaftspolitik eben nicht mehr in Hannover gemacht wird. Was natürlich nach wie vor cool ist: aus dem ICE in Hannover Messe Laatzen auszusteigen und dann zum Eingang Messe West zu spurten (Beitrag hierzu in dieser Ausgabe ab Seite 43). Wirklich bemerkenswert indes war der vollimmersive Event „Manufacturing in the Age of Experience 2022“ von Dassault Systèmes auf dem Messegelände. Der Zugang über einen Seiteneingang hinter der Halle 17 musste allerdings erst einmal gefunden werden. Dieser Event war im Vergleich zu dem, der 2019 in Shanghai, China, veranstaltet wurde, ein riesiger Schritt nach vorne in Richtung Digitalisierung. Impressionen hierzu auf Seite 6.
Szenenwechsel: München. Das dortige neue Messegelände ist integraler Bestandteil der Messestadt Riem, die immer noch von der Bundesgartenschau 2005 profitiert (das einstige Weltausstellungsgelände in Hannover ist jetzt abgesperrt). Die Wege zur U-Bahn sind kurz, die Urbanität einer modernen Lesart ist spürbar. Der bayerische Charme auf der IFAT (Weltleitmesse für Umwelttechnologien) hatte da eine ganz andere Klasse, wenngleich auch dort die Integration von virtuellen Angeboten sehr spärlich war. Lesen Sie hierzu unser Special „Water Management“ in der Rubrik CAPITAL PRO- JECTS ab Seite 64.
Wie es besser geht in Sachen hybride Veranstaltungsformate, zeigte der diesjährige Engineering Process Day der :em AG, der im Darmstadium veranstaltet wurde. Da wurden zumindest während der Präsenzveranstaltung Fragen aus dem Cyberspace zugelassen. Abschließend stellte der Veranstalter fest, dass durch die Möglichkeit der Onlineteilnahme ein Besucherrekord erzielt werden konnte. Einen Nachbericht darüber lesen Sie ab Seite 7.
Wenn die PLM-Branche das Mandat der Vorreiterrolle in Hinsicht auf künftiges nachhaltiges Wirtschaften ernst nehmen will, muss sie den virtuellen Raum verstärkt auch fürs Geschäftemachen nutzen. Das bedeutet, dass sich auch die Messeveranstalter einem Stresstest stellen müssen, dem die Fachpresse durch Businessnetzwerker und Google schon seit geraumer Zeit ausgesetzt ist. Am Ende werden wir alle von überzeugenden Digitalformaten der Messen profitieren. Übrigens hatte auch die CES in Las Vegas mit Schwierigkeiten zu kämpfen, aber anderen – mehr hierzu ab Seite 14.
Viel Vergnügen bei der Lektüre!
Ihr d1g1tal AGENDA Team
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