Premium verlangt nach Cloud Computing
Editorial der d1g1tal AGENDA Ausgabe 2024/03
BADEN-BADEN, September (bv).
Die deutsche Automobilindustrie ist nach wie vor weltweit führend in der Anwendung von Simulationstechniken. Eine Konsequenz daraus lautet „Premium-Anspruch“, nicht nur der Automotive-OEMs. Und keine Frage, wer intensiv simuliert, holt das Beste heraus bei der Designfindung. Bisher ist dieses Kalkül stets aufgegangen, durchaus auch im (derzeit schwachen) Markt der Elektromobilität.
Made in Germany goutieren ausländische Märkte insbesondere wegen ihrer hohen Qualität – übrigens auch im Maschinen- und (Groß-)Anlagenbau. Der Trend hin zu Premiummodellen bleibt bestehen und macht derzeit 74 Prozent aller deutschen Pkw-Exporte aus. Insbesondere die asiatischen Märkte (92 Prozent der Pkw-Ausfuhren) und der US-amerikanische (95 Prozent) wollen offensichtlich nur das Beste von uns. Allerdings sollte auch nicht verschwiegen werden, dass sich die Ausfuhrzahlen insgesamt im Vergleich zu 2017 um 29 Prozent reduziert haben – die derzeitigen Gewinne werden folglich über höhere Preise erzielt.
Auf Dauer gesehen stellt dies ein wirtschaftliches Risiko dar, weil teure Luxusgüter anderen Gesetzmäßigkeiten folgen als preisgünstige Massenmärkte: Die Absatzmengen sind begrenzt und die Customer Journey auf dem Weg zur Exzellenz muss durchgängig stimmig sein. Das führt zu immensen Anforderungen an den Produktentwicklungsprozess, da physische und digitale Produkterlebnisse miteinander verschmelzen müssen. Gerade bei der Digitalisierung haben die deutschen Autobauer aber das noch nicht vollständig geliefert, was man sich unter „Premium“ vorstellt. Tesla und so mancher chinesischer Automotive-OEM hat da seine Nase vorn.
Die Tendenz hin zur Vor-Ort-Produktion hat 2023 wie bereits in den Vorjahren eher nachgelassen, der Anstieg der Auslandsproduktion der deutschen Hersteller war mit 4 Prozent im Vergleich zu den Ausfuhren deutlich niedriger. Die Schlacht wird also hierzulande geschlagen. Die Gegner sind Work- Life-Balance, Bürgergeld als falsch interpretierte Grundeinkommensgarantie, nachlassende Leistungsbereitschaft oder die Rente mit 60 plus kleines X. Damit wir uns nicht falsch verstehen, die zuvor genannten Errungenschaften haben hohen gesellschaftlichen Wert, haben aber auch einen hohen Preis, der erst einmal erwirtschaftet werden muss. Und dies geht nur mit innovativen, marktfähigen Produkten und Dienstleistungen. Einen glücklichen Angestellten kauft uns keiner ab.
Um diese Wettbewerbsfähigkeit langfristig zu sichern, ist Cloud Computing genau der richtige Weg. Denn es lassen sich alle Potenziale von allen Unternehmensstandorten erschließen. Bei Datenmanagement aus der Cloud kann das überwunden werden, was mit On-Premises PLM leider nicht zu selten vorkommt: Probleme zu dokumentieren und zu verwalten, aber nicht zu lösen. Mehr zu Cloud Computing, seinen technischen Herausforderungen und den damit verbundenen Geschäftschancen ab Seite 8 in dieser Ausgabe.
Viel Vergnügen bei der Lektüre!
Ihr d1g1tal AGENDA Team