Unternehmensgrenzen behindern die Zusammenarbeit in der Produktentwicklung maßgeblich, auch wenn Produktdaten längst digital in Entwicklungsnetzwerken ausgetauscht werden. Dies ist eines der zentralen Ergebnisse einer neuen Studie, die im Januar 2016 erscheinen wird. Anhand einer Befragung von 40 PLM-Experten unterschiedlicher Branchen und Fachrichtungen haben Fraunhofer IPK (Berlin), Contact Software (Bremen) und VDI (Düsseldorf) die unternehmensübergreifende Zusammenarbeit in der Produktentwicklung analysiert. Die Erkenntnisse werden zusammenfassend auf ein „Zukunftsbild der Kollaboration“ projiziert.
Zunächst bestätigt die neue Studie typische Erwartungen: Die überbetriebliche Kollaboration wird weiter zunehmen. Die Entwicklungsnetzwerke werden – wie die zu entwickelnden Produkte – komplexer, die funktionalen Umfänge nehmen zu und die resultierenden Anforderungen an die IT-Unterstützung werden anspruchsvoller.
Signifikant sind darüber hinaus weitere Faktoren: Die Experten gehen davon aus, dass die Zusammenarbeit zukünftig nicht mehr nur die Entwicklung selbst, sondern auch andere Phasen des Produktlebenszyklus viel stärker betreffen wird. In der Konsequenz müssen die Partner im Unternehmensnetzwerk etwa für Service-Leistungen während der Produktnutzung stärker als bisher in die frühen Phasen integriert und an den PLM-Prozess angebunden werden.
Cyber-physische Systeme erfordern ein systemisches Denken der Partner und mehr Verantwortung der Systemlieferanten, die hinter sich Entwicklungsnetzwerke vereinen, um gegenüber Integratoren und OEM kompetent anbieten und liefern zu können. Beide Aspekte zusammengenommen führen zu einer realen Auflösung der „sachlichen, fachlichen und zeitlichen Begrenztheit“ von Verantwortung in der unternehmensübergreifenden Entwicklung, wie es in der Studie heißt, auch wenn dies dem PLM-Grundgedanken schon lange innewohnt. Die Auflösung der sachlichen Begrenztheit bestätigen mehr als 75 Prozent der Befragten.
Die Autoren der Studie unterscheiden für ihre Analyse Koordination, Kommunikation, Wissensintegration und Informationslogistik. Den bisher üblichen IT-Lösungen wird trotz umfangreicher Funktionalität attestiert, dass die Informationslogistik für die Produktdaten unzureichend mit Funktionen zur Kommunikation und Koordination mit Dritten verzahnt sind.
Die Studie kann ab Januar 2016 über das Fraunhofer IPK bezogen werden. Ansprechpartner für Rückfragen ist Haygazun Hayka, Geschäftsfeld Virtuelle Produktentstehung, Fraunhofer IPK.