Regenerative Energieerzeugung in tausend Fuß Höhe

Ein Energieluftschiff von AEERSTATICA kann mehr als 10 Millionen kWh pro Jahr erzeugen. Eine Flotte von 50 derartigen Luftschiffen spart mindestens 1 Million t CO2 pro Jahr ein. Diese Zahlen überzeugen, aber überzeugt auch die zugrunde liegende Produktidee? Gespräch mit David Gerber, CEO von AEERSTATICA UG (Ravensburg), das vom Startup Acellerator move+ (Friedrichshafen) unterstützt wird.

Der Strombedarf steigt nicht nur hierzulande deutlich. Deshalb muss der Anteil an erneuerbaren Energiequellen dafür weiter steigen. Im vergangenen Jahr hat Windenergie in Deutschland mit mehr als 31 Prozentpunkten den größten Anteil an dem insgesamt 55-prozentigen Anteil der erneuerbaren Energiequellen an der Gesamtstromerzeugung in Deutschland gehabt. Dennoch sind weitere Innovationen in dem Bereich herzlich willkommen.
Tatsächlich hat die AEERSTATICA UG aus Ravensburg eine coole Idee, die auf pfiffige Art und Weise signifikant den Anteil der Stromerzeugung aus Windquellen in die Höhe treiben könnte, wobei „Höhe“ ein wichtiges Stichwort für die Produktidee des Startups ist: „Wir gehen davon aus, dass jeder Standort in Deutschland grundsätzlich für die Windkraft geeignet ist. In 300 m Höhe weht der Wind im Schnitt achtfach stärker als am Boden. Viel besser als Türme zu bauen ist es, ein Luftschiff aufsteigen zu lassen und die vorhandene Infrastruktur optimal zu nutzen“, erklärt David Gerber, CEO von AEERSTATICA.
Ein Luftschiff ist ein aerodynamischer Auftriebskörper, der sich automatisch nach dem Wind ausrichtet. Zur Stromerzeugung hat AEERSTATICA zwei Rotoren an Bug und Heck des Starrkörpers platziert. Gegenüber bekannten Drachenlösungen besteht der entscheidende Vorteil, dass es aufgrund der steifen Struktur zu keinerlei unkoordinierten Bewegungen kommt. Und nachts darf ein Drachen nicht fliegen, weil keine Beleuchtung montiert werden darf, ein Luftschiff schon.
Das Luftschiff ist wie ein Fesselballon immer mit der Bodenstation über ein Halteseil verbunden und der Strom wird über dieses Kabel auf die Erde geschickt.

Regenerative Energieerzeugung in tausend Fuß Höhe

David Gerber auf dem Startup BW Summit 2024 in Stuttgart im Gespräch mit der Redaktion

Wie groß ist die Akzeptanz dafür? „Unglaublich groß. Uns liegen bereits viele Anfragen vor. Auch die Bevölkerung steht unserem Vorhaben positiv gegenüber, unter anderem deswegen, weil keine Schwerlasttransporte in Wäldern notwendig sind. Aufgrund der Höhe gibt es keinen Schattenwurf durch die Rotorblätter und Vögel werden auch nicht gestört“, sagt der CEO. Denn das Luftschiff schwebt in einer Höhe, in der kaum Vögel mehr anzutreffen sind.

Erfolgreicher Erstflug

Mir einem 10 m langen Prototyp konnte das Proof of Concept (PoC) erfolgreich demonstriert werden. Dank der Möglichkeiten des Technologiezentrums Augsburg war der Jungfernflug am 25. Oktober 2023 am Innovationszentrum Augsburg möglich. Mit zwei 150-W-Generatoren ist die Leistung allerdings noch begrenzt, die Funktion konnte jedoch bestätigt werden, betont David Gerber. Das PoC wurde anhand eines konventionellen klassisches Starrluftschiffdesign mit Helixform gezeigt, bei dem ein Gegendrehmoment in die Generatoren geleitet wird. Das Design besteht aus einer wetterfesten Außenhülle und einzelnen Traggaszellen, die mit Helium gefüllt sind.
Auch interessant: Innerhalb einer Woche wurde die Zulassung für den Erprobungsflug erteilt. Es ist eben ein Schiff und kein Flugzeug, für das es viel schwieriger wäre, eine derartige Erlaubnis zu bekommen. Ziel ist es, so David Gerber, dass der Durchmesser der Rotoren nicht größer als der des Luftschiffs sein soll.

Erste Wahl: Startup Accelerator move+

„move+ ist regional sehr gut vernetzt, daher sind wir gerne dabei. Jetzt geht es darum, AEERSTATIC hochzuskalieren und auf die anstehenden Finanzierungsrunden vorzubereiten“, sagt CEO David Gerber und freut sich auf die weitere Unterstützung durch den Startup Accelerator. move+ ist in der Bodenseeregion verwurzelt. Geld werde unter anderem benötigt, um den zweiten Prototypen zu entwickeln und zu bauen. Es soll eine Länge von 50 m aufweisen.
Im Grunde genommen ist es ein mechanisches Projekt, aber es muss auch Leistungselektronik für die Stromübertragung von den Generatoren im Luftschiff zur Erde hin entwickelt werden. War der erste Prototyp noch mit Helium gefüllt, ist es das Ziel, so David Gerber, den viel preisgünstigeren Wasserstoff als Auftriebsmedium zu verwenden. Wasserstoff ist in diesem Fall sicher, weil das Luftschiff stets geerdet ist. Es findet keine gefährliche elektrostatische Aufladung statt, die seinerzeit der Luftschifffahrt ein jähes Ende bereitete. Und von Cargolifter hat man gelernt, meint David Gerber, dass sich Luftschiffe nicht für den Lastentransport eignen. Darüber hinaus hat man einen Partner in Radolfszell für die Strömungssimulation, der sich um die Optimierung der Aerodynamik kümmert.
www.aeerstatica.de
www.linkedin.com/company/aeerstatica
moveplus.ac

((Bildunterschrift))
((1725456802907))
David Gerber auf dem Startup BW Summit 2024 in Stuttgart
Bild: Valnion

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