Was die Deutschen über Technik denken – das untersucht das TechnikRadar von acatech – Deutsche Akademie der Technikwissenschaften und Körber-Stiftung. Die repräsentative Studie, die am 25. Mai in Berlin vorgestellt wurde, soll von nun an regelmäßig durchgeführt werden und mögliche Fehlentwicklungen des technologischen Wandels sichtbar machen.
Digitalisierung und nachhaltiges Handeln gehen Hand in Hand
Etwa ein Drittel (32,9 Prozent) der Befragten erwartet, dass Herausforderungen wie Hunger, Armut und Klimawandel mit technischer Hilfe gelöst werden können. Und mit 73,7 Prozent sagt eine deutliche Mehrheit, dass Technik mit gesellschaftlichen Werten wie Umweltschutz und Gerechtigkeit im Einklang stehen soll.
Auch wenn die Deutschen skeptisch sind, sehen sie durchaus positive Aspekte. „Unter allen Befragten rechnet fast jeder Zweite – und darunter Männer mehr als Frauen – damit, dass Technik die Lebensqualität für nachfolgende Generationen verbessern wird“, sagt die wissenschaftliche Projektleiterin Cordula Kropp, Soziologin am Zentrum für Interdisziplinäre Risiko- und Innovationsforschung der Universität Stuttgart. „Geht es um konkrete Technologien, denken die Deutschen differenziert. Beim Einsatz von Robotern zur Entlastung von Pflegepersonal sind die Erwartungen zurückhaltend, bei der Nutzung erneuerbarer Energien zur Bekämpfung der globalen Erwärmung deutlich positiver“, so Cordula Kropp weiter.
Durch digitale Technologien droht Kontrollverlust
Die Digitalisierung und ihre Folgen betrachten die Deutschen mit gemischten Gefühlen: Sie erwarten zum Beispiel mehrheitlich einen Komfortgewinn (54,5 Prozent), befürchten jedoch ebenso, die Hoheit über ihre eigenen Daten zu verlieren (60,6 Prozent). Die Diskussion um die DSGVO zeigt das zusätzlich. Noch skeptischer sind die Deutschen beim autonomen Fahren. Nur 18 Prozent stufen selbstfahrende Fahrzeuge als zuverlässig ein. Unter denjenigen, die selbst Auto fahren, sind gerade mal 16,2 Prozent bereit, die Verantwortung vollständig an das Fahrzeug abzugeben. Eine große Mehrheit (67,4 Prozent) fürchtet, dass Hacker Unfälle verursachen könnten. Hier sind Hersteller und Verbände gleichermaßen gefragt, um für Aufklärung zu sorgen.
Grundsätzlich stehen die Jüngeren der Digitalisierung aber positiver gegenüber als Ältere, Männer positiver als Frauen. Besonders ältere Frauen zeigen sich vergleichsweise skeptischer. Die relativ höhere Technikdistanz von Frauen ist kein neues Phänomen. Dennoch überrascht ein Ost-West-Vergleich: Dass Technik die Lebensbedingungen künftiger Generationen verbessert, erwarten rund 37 Prozent der Frauen in Westdeutschland – und über 62 Prozent der Frauen in Ostdeutschland.
„Nicht Technik an sich steht für die Deutschen im Mittelpunkt des Interesses, sondern ihre soziale Einbettung – die Ziele, die mit ihr angestrebt werden ebenso wie die Folgen ihres Einsatzes. Zu dieser dringend notwendigen Debatte um den Stellenwert, die Gestaltung und die Regulierung technischer Innovationen will das TechnikRadar zukünftig beitragen“, sagt Lothar Dittmer, Vorstandsvorsitzender der Körber-Stiftung.
Über das TechnikRadar
Was die Deutschen über Technik denken, untersucht das TechnikRadar von acatech – Deutsche Akademie der Technikwissenschaften und Körber-Stiftung. Grundlage ist eine regelmäßige, bundesweit repräsentative Befragung, die nach sozialwissenschaftlichen Standards entwickelt und mit den Mitteln der empirischen Sozialforschung ausgewertet wird. Erstellt wird es vom Zentrum für interdisziplinäre Risiko- und Innovationsforschung der Universität Stuttgart (ZIRIUS). 2018 wurden 2002 Personen befragt, Schwerpunktthema war Digitalisierung.
Die gesamte Studie kann auf den Seiten von Acatech heruntergeladen werden.