Hinter den Kulissen von PLM (2020)

PDM 2020 von Daimler wurde als Fünf-Jahresvorhaben 2015 ins Leben gerufen. Die Prostep AG (Darmstadt) war zwei Jahre nach Beginn in das Projekt eingestiegen, als offensichtlich war, dass tatsächlich auch Erweiterungen im PDM-Backbone Smaragd notwendig sind. Die Darmstädter PLM-Spezialisten haben unter anderem aktiv an Themen rund um die Abbildung der modularen Produktstruktur und das Hinterlegen von Daten und Metadaten für fotorealistische Darstellungen geformt und in Smaragd, dem PDM-Backbone des Premiumherstellers implementiert.

Interessant und fordernd ist zum Beispiel, wie Produktkomplexität im PDM-System tatsächlich abgebildet wird. Es war ein ideales Betätigungsfeld von Prosteps Experten, zum Beispiel jene, die im weiten Feld der Logik ihr Zuhause haben. Umfassende Logikkenntnisse sind nämlich notwendig, wenn es darum geht, Produktkonfigurationen aufzulösen – nach dem Motto, was lässt sich herstellen und was nicht, zum Beispiel unter KostengesichtspunktenZusammenbau- und Wartungsgesichtspunkten,oder aber einfach aus Sicht von Regularien in den einzelnen Ländern. „Daimler legt ja großen Wert darauf, dem Kunden ein nahezu unendlich große Auswahl an Ausstattung zu bieten. Die Kombinatorik führt zu einer riesigen Variantenvielfalt. Sie muss im Einzelfall geprüft werden, ob sie keinen Restriktionen zuwider läuft“, erklärt Rainer Zeifang, verantwortlich für das betreuende PDM-2020-Team bei Prostep (unser Bild). Die Herausforderung sei dabei gewesen, das zugrunde liegende Regelwerk für Smaragd so anzupassen, dass es zum neuen Konzept „Modulare Produktstruktur“ passt. „Die Aufgabe war, das Konvolut an Vorgaben aufzulösen und in der richtigen Produktstruktur abzubilden“, erklärt Zeifang.

Hinter den Kulissen von PLM (2020)
Rainer Zeifang

Viele Bilder in den Kundenbroschüren der neuen S-Klasse sind rein auf Basis von 3D-Visualisierung entstanden. Auch dafür mussten die Voraussetzungen in Smaragd geschaffen werden „Bei der Highend-Visualisierung ging es darum, Texturen und Stoffreplikate über das PDM-System den internen Stakeholder zur Verfügung zu stellen. Das haben wir umgesetzt. Allerdings ist dies eher eine Standard-PDM-Aufgabe“, hält der promovierte Mathematiker den Ball flach. Insgesamt aber ist der Stolz, bei dem Projekt eine gestalterische Rolle spielen zu dürfen, Zeifang schon anzumerken: „Es war uns eine große Ehre, die komplexe Thematik bestehend aus Logik, Produktstruktur und zur Anwendung kommenden Methoden in Daimlers PDM abbilden zu dürfen.“ Zufrieden ist man zudem, dass es bei der Stabilität von Smaragd zu keinen Einbußen kam. Selbst bei diesen komplexen, grundlegenden Erweiterungen arbeitet das System nach wie vor performant.

Leuchtturm für eine ganze Branche

Die PLM-Experten von Prostep wissen, wovon sie sprechen. Ihr Urteil hat Gewicht. „Was Daimler mit Smaragd umgesetzt hat, ist in der Automobilindustrie führend. Und mit PDM 2020 haben sie ihren Vorsprung weiter ausgebaut“, ist Zeifang der Ansicht.
Es lege auf der Hand, dass die Anforderungen der großen Automotive-OEMs in Hinsicht auf Produktdatenmanagement von einem ganz anderen Kaliber sei als das, was Standard-PLM-Anbieter von der Stange bieten. „Das hat Daimler erkannt und konsequent in die eigene PDM-Infrastruktur investiert. Es kann eben nicht alles über Anpassungen einer Standard-PLM-Architecktur abgedeckt werden.“ Das werde sich laut Zeifang auch in den nächsten Jahren nicht ändern, weil der Aufwand für einen einzelnen PLM-Anbieter viel zu groß wäre und es zu wenige OEMs vom Schlage eines Daimlers gibt.
Allerdings: Smaragd managed im Wesentlichen mechanische Komponenten. Wenn sich der Markt mehr in Richtung Elektromobilität wandelt, wird sich der Schwerpunkt des Datenmanagement verlagern und damit werden auch die Karten neu gemischt. Vielleicht wird dann ein anderer Ansatz den Royal Flush in Sachen Systems Engineering Management haben. (bv)

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