Halb voll oder halb leer?

Wo steht die Digitalisierung wirklich?

Eine aktuelle Studie des  Hidden Champions Institute (HCI) an der ESMT Berlin zusammen mit IDG Research Services hat den aktuellen Stand der Digitalisierungsbemühungen von deutschen Unternehmen untersucht. Die Studie ermittelt den unterschiedlichen Entwicklungsstand im digitalen Prozess deutscher Konzerne, kleiner und mittlerer Unternehmen (KMU) sowie Hidden Champions. Hidden Champions sind vorwiegend größere mittelständische Unternehmen, die international eine führende Marktposition einnehmen und in der Öffentlichkeit wenig bekannt sind. Herausgefunden haben die Autoren der Studie, dass sich die deutsche Wirtschaft allgemein mitten im Digitalisierungsprozess befindet, aber zwischen den Unternehmensformen deutliche Unterschiede bestehen. Konzerne sind im Prozess klar vorangeschritten, während Hidden Champions ungefähr die Hälfte des Weges zurückgelegt haben. KMU schneiden dabei am schlechtesten ab.

Digitalisierung – Ein Weg mit einem Ende?

Demnach befinden sich laut eigener Einschätzung die Hidden Champions etwa auf der Hälfte des Weges der digitalen Transformation. Ist das Glas nun also halb voll oder halb leer. Zunächst muß man konstatieren, dass sowohl die Studiendesigner, als auch die Befragten davon ausgehen, das die digitale Transformation ein Prozess ist, der ein definiertes Ende hat. Denn wie sonst kann man davon ausgehen, dass man die Hälfte des Weges schon beschritten hat. Das dürfte aber auf beiden Seiten ein Trugschluss sein. Aufgrund der Geschwindigkeit mit der sich Technologien verändern, neue Geschäftsmodelle entstehen und Wettbewerber in den angestammten Markt eindringen, kann man davon ausgehen, dass der Weg sich nicht nur ständig verändern wird, sondern auch das Ziel immer wieder neu angepasst werden muss. Unternehmen müssen sich endlich damit abfinden, dass dauerhafte Veränderung zukünfitg zu ihren Unternehmenswerten zählen wird.

Unternehmertum releoded

Das führt direkt zu zwei weiteren Punkten, die in der Berichterstattung über die Studie untergehen. Denn an zwei Stellen zeigen sich die Schwachstellen deutscher Unternehmen im Vergleich zum internationalen Wettbewerb und das über die Unternehmensgrößen hinweg. Erstens arbeiten nur etwa ein Drittel aller Unternehmen an Ihrer eigenen Zukunft und wie sie Innovationen finden und entwickeln können. Nicht einmal 20% beschäftigen sich mit einem aktiven Scouting, also der Suche nach neuen Innovationen oder Produkten. Da wird Zukunft nahezu fahrlässig vernachlässigt. Zweites beziehen nicht einmal 50% aller Unternehmen Ihre Kunden und deren Prozesse in die digitale Transformation mit ein. Dabei sind es genau die Kunden, welche die Digitalsierung beschleunigen. Dieses Ergebnis überrascht um so mehr, als Unternehmertum ja gerade bedeutet Risiken einzugehen um innovativ zu bleiben und einen engen Austausch mit dem Kunden zu pflegen. Wenn man das noch ins Verhältnis setzt mit der Aussage, dass sich vor allem mittelständische Unternehmen auf Ihren Inhaber bzw. Geschäftsführer bei der Transformation verlassen, dann kann man eigentlich nur ein neues Unternehmertum einfordern.

Weitere Ergebnissse

Die Studie ist bei der ESMT kostenlos verfügbar. Und sie beinhaltet noch eine Reihe weitere Ergebnisse:

  • 71 Prozent der Konzerne und der Hidden Champions sind zufrieden mit dem Fortschritt der eigenen digitalen Transformation, bei KMU sind es nur 51 Prozent.
  • Große Auswirkungen der Digitalisierung auf ihre exponierte Stellung im Markt erwarten 42 Prozent aller Unternehmen.
  • Analytics ist für alle Unternehmen der wichtigste Bereich für die Digitalisierung, gefolgt von Inustrie 4.0
  • Große Herausforderungen für Hidden Champions sind die hohe organisatorische Komplexität, stark ausgeprägtes Silodenken, fehlende Bereitschaft zur Veränderung sowie fehlende Schnittstellen zwischen verschiedenen IT-Systemen.

 

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